Editorial

BAYERN: EIN GARANT FÜR DIE MEDIEN
von Dorothee Erpenstein,
FFF Geschäftsführerin
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Auch das Jahr 2024 hat eindrucksvoll gezeigt: FFF-geförderte Projekte tragen zum kulturellen Angebot in Deutschland wesentlich bei und stärken den Produktionsstandort mit seinen zahlreichen Fachkräften. Unsere Projekte bewegen sich zwischen Kunst und Wirtschaftsprodukt, sind sowohl innovativ und originell als auch marktfähig und kommerziell erfolgreich. Sie sind zugänglich und sie regen Diskussionen an. Sie sind einen Kinobesuch allemal wert, sie sind per Fernbedienung abrufbar, per Mausklick spielbar und in hochwertigen Ausstellungsflächen mit VR-Brille erlebbar. In Festivals verdichtet sich dieses Angebot, wird in der Fläche präsent und lädt zum intensiven Austausch ein. Digitale Technik, globale Themen initiieren einen weitreichenden Diskurs in unserer Gesellschaft. Es ist die Kultur, die Gemeinschaft stiftet, unterhält, relevante Fragen verhandelt, ästhetisch und inhaltlich neue Perspektiven aufzeigt, mit Erzählweisen experimentiert, kurz: die Gesellschaft als solche nicht nur abbildet, sondern auch bildet.

Trotz spürbarer Herausforderungen für die Haushaltskassen ist Bayern seinem Ruf als Garant für die Medienbranche auch 2024 wieder gerecht geworden: Rund 43 Mio. Euro sind über den FFF in die verschiedenen Förderbereiche geflossen. Darin enthalten sind 1,1 Mio. Euro Finanzierungsmittel des Bayerischen BankenFonds (BBF) – auch das ein wichtiges Förderinstrument, das alle beteiligten Banken mit uns für weitere fünf Jahre gerne fortsetzen. Die Gesamtsumme der im Jahr 2024 ausgereichten Fördermittel liegt sogar um ca. 690.000 Euro über dem Vorjahr. Ein beträchtlicher Teil der ausgereichten Mittel speist sich aus dem Abruf von Erfolgsdarlehen – auch das ein Zeichen für die Kraft des Standorts, dessen Filmproduktionsfirmen regelmäßig Rückflüsse generieren und diese wieder in die Umsetzung neuer Ideen und Projekte investieren. Auch Gamesstudios zahlten Fördermittel nach erfolgreichem Release zurück, ein Sechstel der Gesamtfördersumme im Jahr 2024 bestand aus abgerufenen Erfolgsdarlehen!

Mehr als 50 Prozent aller Fördermittel des vergangenen Kalenderjahres sind in die Produktion von neuen Kinofilmen geflossen. Kinofilme bilden das Fundament für Kreativität, Innovation und Gestaltungskraft von audiovisuellen Medien am Standort. Hier konnte der FFF Bayern 54 neue Projekte mit anschieben und weitere 35 Projekte im Verleih und Vertrieb fördern.

Erhöht haben sich die Fördersummen für Produktion Kinofilm, Extended Realities, Games, Filmfestivals, den Medienstandort und für die wichtigen Phasen der Projekt- und Stoffentwicklung. Um fast 70 Prozent gestiegen ist 2024 die finanzielle Unterstützung für die Produktion von Kino-Dokumentarfilmen.

Mehr als 12 Mio. Tickets wurden für FFF-geförderte Kinofilme in Deutschland gekauft. Das ist ein hoher Anteil an der Gesamtsumme aller Tickets für alle deutschen Filme. Insgesamt liefen 50 geförderte Filme in den Kinos und erlösten einen Umsatz von rund 112 Mio. Euro. Drei deutsche Filme erreichten mehr als eine Million Besucher*innen – alle drei sind FFF-gefördert. Wie schon in den Vorjahren ist der FFF Bayern auch 2024 bei den beiden erfolgreichsten deutschen Kinofilmen Hauptländerförderer: Der Familienfilm Die Schule der magischen Tiere 3, der von der Münchner Niederlassung Kordes und Kordes Film Süd gemeinsam mit dem in München ansässigen Unternehmen Leonine Studios produziert wurde, sowie Chantal im Märchenland, realisiert von Constantin Film, ebenfalls mit Sitz in München. Beim drittplatzierten Titel Eine Million Minuten war der FFF Bayern als Förderer beteiligt, bei den Chartplätzen 4 und 5 – Alter weißer Mann und Woodwalkers auch Münchner Produktionen, war der FFF ebenfalls Hauptländerförderer wie auch bei Der Spitzname, der im Dezember startete. Mit Matthias Glasners Sterben im Wettbewerb der Berlinale, Francis Ford Coppolas Megalopolis im Wettbewerb beim Festival de Cannes und Tim Fehlbaums September 5 als Eröffnungsfilm der Reihe Orizzonti Extra bei den Filmfestspielen in Venedig waren FFF-geförderte Filme bei den drei größten und schillerndsten A-Festivals in Europa präsent.

Bei Festivals und Preisen überzeugten darüber hinaus unter anderem die geförderten Filme Girl You Know It’s True, Treasure – Familie ist ein fremdes Land, Der Fuchs, Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen, Plastic Fantastic, Shahid, Sonnenplätze, Rickerl – Musik is höchstens a Hobby, Petra Kelly – Not for Nothing!, Samia und Sonnenplätze – eine große Bandbreite an Genres und Themen, die rundherum gut ankam. Im TV-Bereich reüssierten bei Festivals und Preisen vor allem Die Zweiflers, 30 Tage Lust und Herrhausen – Herr des Geldes. Im Bereich Games erfolgreich released wurden unter anderem die Games Songs of Silence und EcoGnomix, im XR-Bereich hat Duchampiana mehrere große Preise wie etwa den European XR Award gewonnen, weitere Experiences waren für den Emmy nominiert und auch mit dem Eurimages New Lab Award erfolgreich.

Die Film Commission des FFF Bayern hat wieder mit großem Einsatz Dreharbeiten unterstützt, internationale Filmschaffende beraten und kommunale Entscheidungsträger*innen in den verschiedenen Regionen Bayerns in Punkto Filmstandort weitergebildet. Mit erweitertem Konzept ist der Film Academy Day zum zweiten Mal erfolgreich über die Bühne gegangen und hat vielen jungen Menschen die Vielfalt der Jobs hinter der Kamera nähergebracht. Nicht zuletzt dem starken Engagement der Film Commission des FFF Bayern ist es zu verdanken, dass so große internationale Produktionen wie die 2. Staffel von Nine Perfect Strangers und Cliffhanger 2 in Bayern gedreht wurden – wie auch die Oscar-Hoffnung September 5 vor den Originalkulissen im Münchner Olympiadorf und in den Bavaria Studios.

Das letzte Jahr war mehr noch als die vorherigen für die Filmbranche durchdrungen von den intensiven Diskussionen um die Ausgestaltung der Förderreform. Es war auch geprägt von den Nachwirkungen der Pandemie und der Streiks in Hollywood, dem Umgang mit KI und Kostensteigerungen. Das Ende der Regierungskoalition im November hat zusätzlich Unsicherheit ausgelöst. Quasi in letzter Minute wurde beschlossen, die Fördermittel für DFFF und GMPF ab dem 1. Februar 2025 fortzuführen und die Förderhöhe auf 30 Prozent anzuheben. Gerade in diesen herausfordernden Zeiten sind Planungssicherheit und verlässliche Rahmenbedingungen unerlässlich und von zentraler Bedeutung. Weitere Schritte zu einem international konkurrenzfähigen Fördersystem sind noch zu gehen. Ziel sollte es sein, nun Lösungen zu finden, die allen Beteiligten gerecht werden. Denn eine Gesellschaft, die vor großen Herausforderungen steht, braucht inspirierende und hochwertige Filme. Der FFF Bayern ist hier mit gutem Beispiel vorangegangen und hat seine allgemeine Förderrichtlinie fortgeschrieben. Das Regelwerk wurde an die gegenwärtigen Entwicklungen des Marktes angepasst – weniger Bürokratie, mehr Unterstützung für die Stoffentwicklung und eine Anhebung der Fördersumme im Bereich der Kinofilmproduktion – immer mit der Harmonisierung der Bundes- und Länderförderungen sowie der Entbürokratisierung im Blick.

Auf ein gutes Jahr 2025!
Ihre Dorothee Erpenstein

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